Eine sehr schöne Ausführung über ein Teil der Geschichte des Walfangs. Zum baskischen Walfang kann man noch ergänzen das sie die ersten waren die ca. 1640 Tranöfen auf den Schiffen einführten. Die erste schriftliche Erwähnung (soweit mir bekannt) darüber findet sich bei "Friderich Martens vom Hamburg, Spitzbergische oder Groenlandische Reise Beschreibung gethan im Jahr 1671". Erschienen 1675 in Hamburg. Laut Martens war das ganze noch nicht ausgereift, denn nicht wenige Schiffe setzten sich damit selbst in Brand.
Die Erstbeplankung ist ausgeführt. Heute will ich noch den Kiel und den Vordersteven ansetzen.
Die Gegenüberstellung zeigt, dass eine spanische Galeone völlig ungeeignet für den Einsatz in niederländischen Küstengewässern und in der Zuiderzee war. Zu dieser Zeit wurden Seeschlachten noch durch den Enterkampf entschieden. Kanonen dienten hauptsächlich dazu, die gegnerische Besatzung zu schwächen. Es gab reine Kriegsschiffe, aber auch Handelsschiffe waren bewaffnet und verstärkten die Marine. Die spanischen Galeonen der "grande y felicisime armada" und spanische Schiffe allgemein hatten hohe Aufbauten. Dadurch waren die Armbrust- und Musketenschützen im Vorteil. Diese Aufbauten sorgten für einen hohen Schwerpunkt, der durch größeren Tiefgang kompensiert werden musste . Die hochbordigen spanischen Galeonen konnten nicht im niederländischen Küstenvorfeld gegen die "Watergeusen" eingesetzt werden (Wasserlinie ist eingezeichnet). Diese verwendeten flachgehende Spiegelheckbojer uä. mit Schratsegeln. Die spanische Heerführung (Herzog Alba) passte sich an und setzte ebenfalls diese flachgehenden Segelschiffe ein. Die spanische Galeone hatte ein viel strömungsgünstigeres Unterwasserschiff, war aber durch die hohen Aufbauten windanfällig und bot ein großes Ziel. Dafür hatte sie ein großes Ladevolumen und konnte mit den Rahsegeln Atlantikfahrten unternehmen. Meine Replik wäre im Original gerade mal 19 m lang gewesen.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Deine Nebeneinanderstellungen verschiedener Modelle aus ähnlichen oder verschiedenen Zeiträumen sind immer wieder schön anzusehen. Da ist es hilfreich, auf eine reiche Modellflotte im selben Maßstab zurückgreifen zu können
Deine SAN JUAN gefällt mir jetzt schon mit ihren runden Formen.
Ich habe da einen Text aufgefunden, der auch Schiffsunglücke in der Red Bay behandelt. "Shipwrecks, risk and social constructions of disaster 1565 - 17612", Brad Loewen. Es ist ein ganz kleiner Kreis, der sich mit der frühen Seefahrt vor der Saint Lawrence Mündung beschäftigt. Die gleichen Namen tauchen immer wieder auf.
Ich will hier nur aufführen, was neu und interessant für mich war. Die "San Juan" wurde von einem Dezembersturm 1565 an Land geworfen, eine ähnlich große Galeone (250 Tonnen Verdrängung) , die "Madeleine", fror 1574 in der Bucht ein und wurde später durch Eispressung zerstört. Bei beiden Schiffsverlusten kamen keine Seeleute um. Auch konnten die Besatzungen ihr persönliches Habe bergen und kehrten mit anderen Walfangschiffen in die Heimat zurück.
Die Unglücke zeigen, dass die Kapitäne aus Profitgier trotz der fortgeschrittenen schlechten Jahreszeit ein hohes Risiko eingingen. Hinter ihnen standen nämlich die Investoren. Im Fall der "Madeleine" waren es Geldgeber aus Bordeaux und San Sebastian. Diese hatte die Reise vorfinanziert; den Vorschuss für die Mannschaft und ihre Familien, die Bordverpflegung, die Ausrüstung und Fässer. Von Bordeaux und San Sebastian wurden im nächsten Jahr Bergungstrupps ausgesandt, die die Ölfässer der "Madeleine" heimbrachten.
Auch war mir unbekannt, dass zu dieser Zeit die Schiffe bereits versichert waren. So erhielt der Kapitän und Eigner der "San Juan" eine Entschädigungssumme, zwei Harpuniere stritten noch lange um den Ersatz ihrer Fangausrüstung.
Beide Schiffe blieben zu lange im hohen Norden. Vermutlich hatten die Schiffsführer zu geringe Erfahrung. Die baskische Walfangflotte vor Labrador hatte sich in einer Dekade (1560 -70) verdoppelt. Die Besatzungen stammten jetzt häufig aus Dörfern im Binnenland, die Schiffsführer waren die jungen Söhne oder enge Familienangehörige des Eigners. Auch wurden sie wegen ihres Draufgängertums beim Walfang ausgewählt und nicht nach ihren navigatorischen Kenntnissen.
Aus Unglücken kann man aber auch lernen. So veröffentlichte der Lotse und Navigator Martin de Hoyarsabal nach 1575 eine Segelanweisung für die Walfangstationen in der Belle Isle Strait mit genauen Hinweisen auf Gefahrenpunkte und Vorschläge für Ankerplätze. Die Basken übernahmen von den Inuits die wasserabweisende Kleidung, eine wichtige Voraussetzung für eine Überwinterung vor Labrador.
Gruß Jörg
Bildquelle: The Underwater Archaeology of Red Bay, Grenier (Modell der "San Juan") Das erste Bild zeigt, dass die "San Juan" zwei Zwischendecks besaß. Beide hatten keine Stehhöhe. Die Decks ermöglichten eine sichere Verstauung der Ladung, hier Fässer, Verrpflegung und Walfangboote.
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Replik der Galeone "San Juan": In der Hafenstadt Pasaia, ca. 10 km nordöstl. von San Sebastian nahe der französischen Grenze, befindet sich die Schiffswerft Albaola. 2010 kaufte der Zimmermann Xavier Agote die verwaiste Werftanlage um seinen Lebenstraum zu verwirklichen. 2013 war Baubeginn und inzwischen ist der Rumpf beplankt. Die ursprüngliche "San Juan" entstand ebenfalls in Pasaia. Der Baufortschritt verzögert sich, da die finanziellen Mittel nicht ausreichen. Zum Bau eines solchen Schiffes hat der obengenannte Brad Loewen einen lesenswerten Artikel geschrieben:"The structure of the Atlantic shipbuilding in die 16th century". Er vergleicht die San Juan (untergegangen 1565) mit der bekannteren Mary Rose (untergegangen 1545). Beide Schiffe wurden aus europäischer Eiche gefertigt. Das Holz der Spanten der S. J. war im Durchschnitt 35 - 40 Jahre (nach Jahresringen) alt, die Spanten der M. R. 95 - 97 Jahre. Die Rumpfplanken hatten bei beiden Schiffen ein Wachstumsalter von 150 Jahre. Das Holz der Stützknie der S. J. war zwischen 50 bis 100 Jahre alt, das der M. R. 80 bis 100.
Gruß Jörg
Quellenangabe: Die Bilder stammen aus Tourismo Euskadi, Basque country
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!