Einen Spanker (Besantreiber) habe ich schon hinter mir, Baumwollbatist, Doppelnähte, Millimetersäume und von Hand angenähtes Liektau. Und weil´s so schön ist, auch noch ein Reffband mit Gatchen und Bändseln. Letzteres ist für einen Treiber eher ungewöhnlich bis überflüssig und stellte daher mehr eine Fingerübung dar. Ich hatte mich schon entschlossen das Ganze neu anzugehen denn, Batist hin oder her, dieser Treiber sah zwar gar nicht übel aus, entwickelte aber die Anmutung eines säuberlich gestärkten viktorianischen Hemdkragens...
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Seide ist auf den ersten Blick attraktiv, auf den zweiten leider auch, es "glänzelt" und sieht so gar nicht nach ausgebleichtem Leinen aus. Hinein also in die "milde Bleiche" und siehe da, aus der weiß glänzenden Seide wird eine bräunlich glänzende --totale Fehlanzeige!
Nun also Tom (Archnav´s) Segelstöffchen. Schön fein, aber ich hatte das eigentliche Problem bereits in der traditionellen Herstellungsweise ausgemacht. Nähte und vor allem Säume und Dopplungen sind zwar hübsch original aber alles andere als realistisch in der Anmutung.
Die Segelmachergang entschlackte daraufhin den ganzen Vorgang und überschritt zudem den Rubikon die (technisch natürlich eigentlich notwendigen ) Säume komplett zu eliminieren. Bevor das Segel endgültig aus dem Stoff geschnitten wird, werden die vorgesehenen Schnittkanten mit Textilkleber versiegelt. Das Liektau wird quasi "stumpf" an die Stoffkante geklebt und anschließend mit Nadel und Faden fixiert. Dopplungen entstehen ebenfalls ohne Säume und werden einfach aufgenäht. Übrigens ist das erwähnte Stöffchen so fein, das die nagelneue Maschinennadel gelegentlich genau eine Faser, anstelle eines Zwischenraums trifft...
DSC01032.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Die Nadel steckt übrigens nicht im Knie.... DSC01033.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Eine hochgradig kontemplative Tätigkeit, bei der man sich besser nicht vergegenwärtigt, wie viele laufende Meter Liektau noch zu befestigen sind :-)))
Her Majesty the Queen is watching me!
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Die Problemstellung klingt einfach genug: Schiff mit arbeitender Takelage, sozusagen "caught in the act".
Einfacher gesagt als gebläht, wie sich schnell herausstellt. Was beswegt das Segel dazu "gebläht" auszuschauen? In jedem dieser Lappen steckt richtig Arbeit, es kostet also einige Überwindung brachiale Methoden auszuprobieren. Zunächst schien mir Haarspray eine geeignete Methode darzustellen. "Pustekuchen"! Dann kam matter Sprühlack zum Einsatz.... Steifer, aber nicht steif genug. Versuchen wir es mit Klarlack pur und ein wenig Brise aus dem Haarföhn. Geht in die richtige Richtung aber irgendwie ist das Feeling des kostbaren Stöffchens anschließend nicht so, wie es sein soll.
Dann stellte sich erst einmal verblüffte Ratlosigkeit ein -
Was hatte ich da im letzten Beitrag vom "säuberlich gestärkten viktorianischen Hemdkragen" gefaselt?
Was ist gegen Gardinenstärke einzuwenden?
Angerührte Kartoffelstärke und ein halber Liter heißes Wasser wären gewiß "cool" aber die hundsnormale käufliche, übelst parfümierte Wäschestärke tuts auch. Pur!
Völklinger Hütte bzw "Völklinger Hütte": Die hatte ich 2012 im Rahmen eines Ausflugs ins Saarland besichtigt. Das ist wirklich empfehlenswert, vor allem, so lange es noch Führer gibt, die dort noch selbst gearbeitet haben. Übrigens: Dort gab es nie Stahlarbeiter, da in der Hütte kein Stahl, sondern Roheisen produziert wurde. Schönen Gruß, Matthias
Danke Charlie, da können wir dem "Riesling" ja reinen Wein einschenken :-) In Völklingen wird von je her nicht nur Kultur sondern auch verdammt guter Stahl hergestellt. Das Rohreisen dazu kommt allerdings nicht mehr aus unseren Hochöfen. Aber ob nun Roheisen oder Stahl, "Hüttenmänner" sind sie alle und diese Originale werden, dem demographischen Faktor geschuldet, langsam knapp... Hendrik
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Ei do war ich doch schon paar mo! Deswehe bin ich jo a neigierisch. :-)
Aber im Ernst die Völklinger Hütte ist wirklich sehr beeindruckend. Zuletzt war ich in der Ägypten Ausstellung, hoch interessant. Einziges Manko aus meiner Sicht: Mir ist die Gebläsehalle zu dunkel, diese Finsternis auf Dauer...erdrückend.
Hallo "bela", ich bin dorten einer der Projektleiter. Als solcher kann ich Dir sagen, dass das "Manko" schlicht die Voraussetzung für derlei Ausstellungen ist. Da wird um jedes dämmrige Lux gerungen, denn aus Sicht der Konservatoren ist weniger immer besser... Übrigens bleicht Tageslicht (oder auch und gerade Halogene) nicht nur ägyptische Naturfarben aus sondern auch Holz und Anstrich unserer Schiffchen, die LED Technik wird in so mancher Vitrine Einzug halten um dem optischen Verfall Einhalt zu gebieten.
Grüße hendrik
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