Ich will auch meinen Senf dazugeben. In meiner Lehre lernte ich noch
Bleimennigge ist erst dann ein Rostschutz mit dem Deckanstrich. Die Bleimennigge bildet mit den Ölen des Anstriches eine Seife und diese verhindert den Rost-funktioniert nicht mit Acryllacken, man braucht Lösemittelhaltige Öllacke dafür.
Diese Öllacke sind im Normalfall immer Hochglanzlacke-es gab nichts anderes, wer was anderes behauptet ist ein Troll ok. Seidenglanzlacke wie wir sie kennen gibts erst seit den 70er, ich kenn noch die Zeit wo sie langsam im Handwerk Einzug hielten.
In zahlreichen Vorschriften Ende 19. Anfang 20. Jahrhundert wird ein matter Anstrich als deckende Farbe über dem Rostschutz gefordert. Wie haben die Anstreicher das gemacht, wenn es keine matten Farben gab?
Aber, um eine seidenmatte Oberfläche zu erhalten hat man den Lack-nach ca 1 Woche Trockenzeit geschliffen, mit Bimsmehl. Habe ich zu meiner Gesellenprüfung auch gemacht.
Also Leute, wir reden hier nicht von Schleiflackmöbeln, sondern von Schiffsausrüstung, die mit Bordmitteln so gut es ging instandgehalten wurde.
Traditionelle Ölfarbe wird auf See durch die Sonneneinstrahlung und Erosion ziemlich schnell matt.
Wir sollten auch nicht die Darstellung auf dem Modell mit der Realität verwechseln. Auf einem Modell verwendet man eher keine (Hoch)glanzfarben, da in der Natur Hochglanzanstriche aus einiger Entfernung nicht mehr so glänzend aussehen.
Nach einer langen Sommerpause die ich weit weg von der Werkstatt verbrachte, wurde die Werft Anfang September wiedereröffnet, aber verschiedene Geschäfts- und Privatreisen sowie viel Arbeit führten zu weiteren Verzögerungen. Daher, brauchten die nun vorgestellten kleinen Details eine lange Zeit …
Ein bißchen ‚Unordnung‘ auf dem Deckshaus
Die Herstellung maßstabsgerechter Sonnensegelstützen war mir in diesem kleinen Maßstab dann doch eine zu große Herausforderung. Daher habe ich sie auf dem Modell weggelassen und ebenso die Halterungen, da ich auch keine vernünftigen Informationen über deren Aussehen hatte. Meine Entschuldigung war, daß das Modell quasi in gefechtsklarem Zustand dargestellt wird, in dem diese Stützen gestaut worden wären.
Photographie die auf dem Deckshaus gestaute Sonnensegelstützen zeigt.
Es gibt eine größere Anzahl von Sonnensegelstützen, die eine von oben nach unten zunehmende Dicke haben, wobei das obere Ende mit dem Ring etwas gekrümmt ist. Der obere Teil ist rund, während der untere Teil im Bereich der Halterung quadratisch ist. In dem einzigen Bild das etwas dazu aussagt scheinen die Stützen in einer Art Gestell neben der Reling auf dem Deckshaus gestaut zu werden, wenn sie nicht gebraucht werden. Das gleiche trifft vermutlich auch für die Balken zu, die mittschiffs den First des Sonnensegels bilden. Eine Massenproduktion dieser Stützen, die gestaut kaum noch im Detail zu sehen sind, aus Draht erschien mir ein zu großer Aufwand. Ich habe sie daher mit dem Laserschneider aus Karton hergestellt. Da sie außerordentlich empfindlich sind, wurden sie wiederum mit Zaponlack eingelassen, um sie zu versteifen und dann mit Acrylfarbe bemalt. Die Farbe wurde mit dem Pinsel recht großzügig aufgetragen, um einen gewissen abrundenden Effekt zu haben.
Die beiden Lagergestelle fertig zum Einbau
Ich konnte keine weiteren Abbildungen der Lagergestelle finden und mußte daher etwas erfinden, das einigermaßen vernünftig aussieht. Offenbar waren die Gestelle irgendwie mit den Relingstützen verbunden. Ich habe daher eine Art offenen Käfig entworfen, mit einer Basis aus lasergeschnittenem Karton und vertikalen Stützen aus flachgedrücktem, verzinntem Kupferdraht. Neben den Firstbalken nahmen diese Gestelle offenbar auch den Wischer und Ansetzer für das Geschütz auf.
In der Zwischenzeit bin ich an einem Stadium angelangt, in dem ich mir eine Liste aller der kleinen Details machen mußte, die noch hergestellt und eingebaut werden müssen. Zu leicht vergißt man etwas im Schlußspurt. …
Geschoßaufgabe-Kran
Die Geschosse und die Pulverladungen wurden aus Sicherheitsgründen in verschiedenen, abgeschotteten Abteilungen unter der Barbette gestaut und hatten daher auch verschiedene Aufgabeöffnungen. Die Pulveraufgabe war mit einem runden Deckel versehen, während die Geschoßaufgabe rechteckig war, damit die Geschosse in einem Geschoßwagen herausgehoben werden konnten. Wie einem früheren Beitrag schon einmal diskutiert worden war, zeigt die Lithographie aus den frühen 1880er Jahren keinerlei mechanische Hilfsvorrichtung, um die rund 330 kg schweren Geschosse aus dem Geschoßraum auf die Ebene der Barbette heben zu können. Ein rein manueller Transport steht außer Frage. Andererseits zeigen aber die Zeichnungen, die im Zusammenhang mit einem späteren Umbau angefertigt wurden eine als ‚Geschoßwinde‘ bezeichnete Winsch hinter der Barbettenwand im Deckshaus und einen einfachen, abgestützten Wandkran an dieser Wand. Aus diesen Zeichnungen ist nicht zu sehen, wieder Läufer geführt wurde, es muß aber für ihn eine Öffnung in der Barbettenwand gegeben haben. Ebenfalls nicht klar ist, wie die Geschützmanschaft mit den Leuten an der Winde im Inneren des Deckshauses kommuniziert haben. In den gleichen Zeichnungen ist auch einfacher Wandkran für die Pulversäcke zu sehen, aber keine dazugehörige Winsch. Möglicherweise wurden die rund 45 kg schweren Säcke mit einem Takel aus dem Pulverraum herausgehievt.
Die zusammengebauten und bemalten Teile von Backbord
Dieses kleine Teil von nur 3 mm mal 3 mm Größe hat mich eine Menge Zeit und Mühe in der Herstellung gekostet. Ich mußte mehrere Versionen der Schnittvorlage für den Laserschneider zeichnen, bis vernünftige Teile zustande gebracht habe. Der Zusammenbau gestaltete sich ebenfalls nervenaufreibend und diverse Teile verabschiedeten sich in das unsichtbare schwarze Loch auf dem Werktisch, so daß sie neu angefertigt werden mußten. Die Leitrolle wurde aus 1 mm Stahldraht gedreht.
Der Haken wurde aus verzinntem Kupferdraht gebogen und die Form mit Vallejo Acrylfarbe ‚öliger Stahl‘ aufgebaut. Ein kurzes Stück selbstgeschlagenes Tau wurde in den Ring des Hakens eingespleißt und das runde Gewicht ebenfalls mit Acrylfarbe aufgebaut.
In gleicher Weise wurde der Pulverkran aus zwei Lagen lasergeschnittene Canson-Papier aufgebaut und in Zaponlack getränkt. Es gibt aber keinerlei Informationen wie er wirklich ausgesehen hat. Das Takel habe ich nicht dargestellt, da das Modell während einer Geschützübung dargestellt werden soll, in der keine scharfen Ladungen verwendet wurden. Lediglich der Schäkel in den das Takel eingehängt wurde ist dargestellt.
Lampenbretter Ein weiteres Detail auf meiner Liste waren die Lampenbretter für die Positionslichter. Auf der allerersten Photographie von SMS WESPE ist zu sehen, daß diese am vorderen Ende des Deckshauses um die Barbette angebracht waren. Auf den Lithographien und in späteren Photographien befinden sie auch Ständern am hinteren Ende der Barbette und oberhalb der Reling. Die drei Seiten der Lampenbretter wurden aus Canson-Paper lasergeschnitten, mit Zaponlack zusammengesetzt und dann entsprechend gepönt. Die Petroleumlampen sind nicht dargestellt, da sie tagsüber im Lampenschapp aufbewahrt wurden.
Die zusammengebauten und bemalten Teile von Steuerbord
Angesichts des Aufwandes and Zeit und Arbeit ist das eigentlich recht wenig Vorzeigbares …
Auf der Fotografie hat dieser dunkel gekleidete Offizier eine Art Deckshaus mit Fenstern im Rücken. Wie kommt es, dass ich das nicht am Modell entdecke?
... weil ich versuche, SMS WESPE in ihrem Ursprungszustand von 1876 zu rekonstruieren.
Im Laufe der Jahre wurden die Boote mehrfach umgebaut, um praktischen Erfahrungen und neuen taktischen Erfordernissen Rechnnung zu tragen.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt Anfang der 1880er Jahre wurde die Wallschiene als Schraubenschutz verbreitert, Bootsbarrings installiert und der Hauptkompass auf das Maschinenraumoberlicht verlegt. Ende der 1880er Jahre wurde dann der auf dem Photo zu sehende, gepanzerte Kommandostand und ein Gerüst für einen Suchscheinwerfer darüber eingebaut. Ebenso kam ein Unterwasser-Bugtorpedohr sowie zwei 8,7 cm-Geschütze in Knicklafette und zwei 3,7 cm-Revolverkanonen an Bord. Das waren vor allem Maßnahmen zur Selbstverteidigung gegen Torpedoboote.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber mich begeistern immer wieder diese feinen Details in diesem kleinen Maßstab, aus dem ein Gesamtkunstwerk entstanden ist. Den Hinweis mit der Liste der noch offenen kleinen Details sollte ich auch beachten, denn allzu leicht vergisst man im Laufe der Jahre, was noch final am Modell erledigt werden muss, und wir werden alle nicht jünger ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Die letzten beiden Wochen war ich auf Geschäftsreise, in Stockholm (einschließlich eines neuerlichen Besuchs im dortigen Seefahrtsmuseum ) und in Brüssel. Freitag und Sonnabend habe ich am Informationsstand der Association des Amis du Musée de la Marine, das nun endlich wiedereröffnet wurde ausgeholfen (siehe der entsprechende Beitrag). Also nicht viel Zeit für die Werkstatt. Immerhin habe ich Zeit gefunden die Treppengeländer fertigzustellen:
Treppengeländer
Diese Treppengeländer sind eine ziemlich empfindliche Angelegenheit, so daß ich die Arbeit daran so lange wie möglich hinausgeschoben habe, immer von ‚innen nach außen‘ arbeitend, um andere empfindliche Teile nicht zu beschädigen.
Die Informationen dazu, wie Treppengeländer tatsächlich aussahen, ist etwas lückenhaft. Einige sind in der Lithographie gezeichnet und von der einen oder anderen Treppe sind Teile auf Photographien zu sehen. Es gab im Prinzip zwei Typen: aus rohr gebogene und solche mit geraden Stützen, die in Muffen auf den Treppenwangen gehalten werden, und mit hölzernem Handlauf.
Da die Metallteile in der Lithographie gelb ausgemalt sind, ist anzunehmen, daß sie aus Messing oder Bronze bestanden. Eine Photographie scheint einen Handlauf in nacktem Metall zu zeigen. Ich habe die Geländer also aus 0.3 mm Ms-Draht hergestellt. Im Moment glänzt dieser noch etwas stark, ich gehe aber davon aus, daß das Messing mit der Zeit etwas anlaufen wird.
Die Rohrgeländer wurden über einer skalierten Kopie der Lithographie in Form gebogen. Die Enden sind dort, wo sie an den Treppenwangen befestigt sind, flachgedrückt, was entsprechend im Modell nachvollzogen wurde.
Bei den Geländern mit Handlauf aus Holz habe ich etwas gemogelt. Anstatt einzelne Stützen zu fertigen habe ich ein Stück Draht dort, wo der Handlauf aufliegt flachgedrückt und dann die Stützen scharf abgebogen. Die Muffen wurden aus Ms-Rohr mit einem Außendurchmesser von 0,5 mm abgelängt, das sich auf den Draht aufschieben läßt. Eine Seite wurde entsprechend der Neigung der Treppe abgefräst. Der hölzerne Handlauf besteht aus jeweils zwei lasergeschnittenen Papierstreifen, die mit Zaponlack aufeinander laminiert wurden. In der Nachsicht wäre es vielleicht besser gewesen, die Geländer ganz aus Messing herzustellen und in einer Vorrichtung zu verlöten, was vielleicht ein saubereres Resultat ergeben hätte.
Alle Teile wurden mit Zaponlack an den Treppenwangen befestigt.
Insgesamt, haben die eigentlich recht einfachen Teile ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen.