Liebe Modellbaukollegen, Ich habe mich in der letzten Zeit mit der dänischen Artillerie des 18. Jahrhunderts beschäftigt, da ich diese für mein Heckspiegelmodell und eventuell ein weiteres Sektionsmodell der TRE KRONER mit darstellen möchte. Die Quellenlage ist hier, wie bei der dänischen Marine ja bekanntermaßen insgesamt, recht gut. Es gibt mehrere Instruktionsbücher für Kadetten und die Werft, wo man auf zeitgenössische Zeichnungen von Kanonenrohren und Lafetten stößt. Man muss nur wie immer die zeitliche Entwicklung im Blick behalten. Hier ist es natürlich möglich, dass meine Herangehensweise Fehler beinhaltet, da die konkret für die TRE KRONER verwendeten Lafetten in den Plänen nicht explizit benannt sind. Erst einmal ein paar Darstellungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Ein wesentlicher Unterschied zu den englischen Lafetten ist die Anordnung der Richtkeile, ein anderer, die Farbgebung. Erst einmal die Lafette: Es gibt unterschiedliche Zeichnungen in den Archiven, die ein ältere und eine neuere Konstruktion zeigen.
Ich gehe davon aus, dass die TRE KRONER bereits über die neueren Lafetten verfügte und die ältere eher in das 17. Jahrhundert gehört. Genau belegen kann ich das nicht, der Übergang wird vermutlich fließend gewesen sein. Von beiden Typen sind Exemplare erhalten, was ich ganz hilfreich finde.
Der Richtkeil bei den moderneren Lafetten wurde offenbar bei normaler Einstellung von der Seite unter das Rohrende geschoben und lag seinerseits auf einer Art Traverse auf, wie in den Zeichnungen und der Abbildung der Kanone erkennbar. Offenbar konnte man die Traverse für besonders hohe Einstellungen auch abnehmen und den Keil direkt von hinten untersetzen. Die ersten beiden Bilder dieses Beitrages zeigen das ganz schön. Die Farben waren vom frühen 17. Jahrhundert bis etwa in die 1820er- bis 1830er-Jahre weitgehend festgelegt: rotes Eisenoxid für das Holz und gelbes bis helloranges Munium (ein Blei-Mischoxid) zum Rostschutz der Schmiedeeisen-Teile.
Die Kanonenrohre sind ebenfalls in mehreren Veröffentlichungen dargestellt. Hier mal die Darstellung des 36 Pfünder Kanonenrohrs.
Die TRE KRONER verfügte über 36 Pfünder im unteren, 18 Pfünder im oberen Batteriedeck, sowie 8 Pfündern im Bereich des Achterdecks und sicher auch auf der Back.
Ein Modellbaukollege aus Kopenhagen, der über die entsprechende Technik verfügt, hat mir netterweise die Artillerie ausgedruckt und passend mit dem Monogramm von Christian VI versehen.
Die Lafetten für habe ich entsprechend gezeichnet und aus Birnenholz auslasern lassen.
Mein Plan ist, neben der Aufstellung im Heckspiegelmodell, auch ein Ausschnitt des Batteriedecks zu bauen, wo die Anordnung der Artillerie dargestellt ist. Es gibt im NMM in Greenwich ein Modell, was mir hier als Vorbild dient.
Zum Abschluß noch ein Bild der noch unbemalten Lafetten, mit den Kanonenrohren, noch ohne Beschläge und RIchtkeile, die sind als nächstes dran.
Die Kanonenrohre habe ich schwarz lackiert und mit Alterungspulver von Tamiya (Rußfarbe) überarbeitet.
Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Hallo Matthias! Bin immer wieder tief beeindruckt von Deinen fabelhaften Fotoserien und der herausragenden Modellbauumsetzung. Jedes Einzelstück ein optischer Genuss!
Danke Volker, Noch ein kleiner Nachtrag: Beim Durchschauen der Bilder ist mir jetzt erst aufgefallen, dass auf der Pulverkartusche der von mir als Referenz verwendeten Geschütz-Darstellung tatsächlich ein Monogramm zu erkennen ist, welches die ineinander verschlungenen gespiegelten Initialen C 6 zeigt.
Diese Initialen verweisen auf CHRISTIAN VI, während dessen Regentschaft die TRE KRONER gebaut wurde. Seine Initialen befinden sich ebenfalls am Hackbord.
Ich liege damit also ganz gut, was die Authentizität der Darstellung der Artillerie angeht. Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Liebe Modellbaukollegen, Heute nur ein kleiner Zwischenstand vom Bau der Lafetten,.verbunden mit weiteren Bilder von originalen Schiffsgeschützen, die heute in Kopenhagen aufbewahrt werden.
Und zum Schluß noch ein Blick auf erhaltene Kanonenrohre mit, wenn ich das richtig deute, dem Monogramm C6. Vielleicht standen die ja mal an Bord der TRE KRONER.
Viele Grüße Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Hallo Allerseits, kleinere Fortschritte wurden gemacht, die Säulen, die das Hackbord tragen sind inzwischen am Platze. Anbei ein paar Bilder vom Herstellen der Kapitelle und die fertigen Säulen am Modell.
Die Kapitelle sind schwierig, abgesehen vom Maßstab (am Fuß sind sie 7x7 mm) sind sie nach außen und nach vorne verkippt. Ich versuche bei diesem Modell ohne die 3D-Spezialisten und ihre Fräsmaschinen klarzukommen. Die kriegen so etwas natürlich besser hin, aber irgendwie will mans ja auch selber versuchen. Mal schauen, ob ich es bis zu den Figuren durchhalte...
Hier sind meine aus Karton gelaserten Bänder für die Stückpfortendeckel. Die Teile wurden mit Alterungspulver von Tamiya abgetupft, Farbton: Ruß
Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
ich bin ganz Deiner Meinung. Handgearbeitetes entspricht der Arbeit der Schiffbauer im "Age of Sail". Ich habe mir die Tage in der Uni Hannover wieder einmal das Modell der Royal George von 1735 angesehen. Die großartigen Schnitzwerke der damaligen Profis haben auch ihre kleinen Abweichungen. Es war eben Kunsthandwerk.
Gut, wenn einer seine Freude daran hat mit den modernen Techniken zu gestalten, so hat das seine Berechtigung und bringt ihm, so denke ich, ebenfalls viel Vergnügen. Und so soll das m.E. nach auch sein.
Cheers!
Angarvater
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Hallo Angarvater, danke für Deinen Kommentar. Und schön, dass Du Zugang zu dem Modell der Royal George hast. Falls es Dir nichts ausmacht, könntest Du bei Gelegenheit mal Photos von dem Modell machen und hier einstellen? Ich interessiere mich schon länger dafür. Viele Grüße Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Edit I: Nee.. halt, die ist von 1715 - und obwohl ich nach "Hannover" gesucht hatte, scheint mich dieser Link nach Berlin geführt zu haben .. Trotzdem ein schönes Modell mit schönen Schnitzerei.. Ich lass es mal hier stehen und hoffe, es gefällt Euch trotzdem.
Edit II: Schon wieder falsch! Das Projekt, das das Modell hier zeigt ist offenbar aus Berlin - das Modell wohl DOCH das aus Hannover ..
ich komme so schnell nicht wieder dort hin. Allerdings findest Du über Google eine ganz gute Zusammenstellung von Bildern der Royal George. Dort gibt es dann etliche Bilder aus etlichen Quellen. Oder auch über Universitätssammlungen und dann Royal George.
Angarvater
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving