Hierzu ergänzend noch ein paar Bilder von Winters Geburtshaus in der Kreuzberger Köpenicker Straße, dem früheren Sitz der "Berliner Dampfschiffahrtsgesellschaft". Gegenüber am anderen Spreeufer wird gerade alles zugebaut und die Spreekähne und Dampfschlepper, die den jungen Heinrich so faszinierten, sind leider verschwunden. Als kleine Reminiszenz an den berühmten ehemaligen Bewohner dieses weitläufigen Anwesens lässt sich vielleicht dieses schräge "Piratenschiff" werten. :-)
Hier noch eine Seite aus seinem HZM-Manuskript, das ich mir komplett abfotokopieren konnte. Und das Original eines Briefs an Wagner, in welchem er kurz auf seine Planzeichnung eingeht (Transskription von mir)...:
Vielen Dank für die interessanten Einblicke Eddie! :) Wir haben das Manuskript Winters einsehen können und ich habe mir einige Notizen dazu gemacht. Die folgende Passage ist als letzter Absatz des Kapitels "Die Vermessung des Modells" gestrichen worden:
"Damals hatte der holländische Schiffahrtsforscher Benthem, Mitverfasser des Foliowerkes Van der Kellen-Benthem "Nederlandsch Zeeschepen 1470 - 1800", der auch das Schiff von Hudson "Halve Maan" (Halbmond) rekonstruiert hat, die Genehmigung beantragt, angebliche Mängel des Modells zu beseitigen, die er in einer langen Liste einzeln aufführte. Die Genehmigung wurde hier zwar erteilt, von holländischer Seite aber verweigert. Diese Bemängelungen von berufener Seite könnten manchem Leser wichtig erscheinen deswegen nachfolgend einige Beispiele. Zunächst wollte Herr Benthem den Fockmast versetzen, nur weil dessen Stellung nicht dem vordersten Hoofdtau der Wanten entspreche - vgl. Taf. 5 - Das hätte aber erfordert, nicht nur das Loch in der Back sondern auch das völlig unzugängliche im Hauptdeck zu verlegen, nicht zu reden von der Mastspur. Auch das Bugspriet wollte er senken, weil es nicht unmittelbar auf dem Vorsteven auflag sondern in auf einer Bettung in Gestalt eines halben Rohres, die auf Taf. (?) deutlich zu erkennen ist. Ob das eine Gewohnheit war, sei dahingestellt. Hier war sie offenbar besonders angebracht, um das Bugspriet gerade zu heben um damit eine Berührung mit (der) Schnecke auf dem Löwenkops des Galions zu vermeiden. Immer findet man dort einen Zwischenraum. Ferner wollte er die Toppnanten an die Eselshäupter führen. Alle Bilder der Zeit bezeugen aber, daß die Toppnanten tatsächlich, wie hier am Modell - vgl. Taf. - unter den Marsen hindurch an den Masttopp gingen. Ebenso wollte er Spinneweben, d.h. eine vielfach gespreizte Hahnepot zwischen Stag und Mars, wie man sie vielfach findet, auch an diesem Modell anbringen. Wären solche hier vorhanden gewesen, so hätte im vorderen Rande der Marsen Löcher vorhanden sein müssen, was aber nicht der Fall war. Am Besanmast hat er nur die Höhe bemängelt und hinzugefügt, dem müsse nachgegangen werden. In dieser Weise hat er mehrfach nur Andeutungen gemacht, alles übrigens handschriftlich und in holländischer Sprache. Kurz - es ist zu begrüßen, daß die Genehmigung zu so gewagten Eingriffen versagt wurde."
Tja, es soll heute auch Spezies geben, die behaupten dass die Rumpfform falsch ist! ;-)
Zitat von Olympic1911 im Beitrag #1412 ....Die folgende Passage ist als letzter Absatz des Kapitels "Die Vermessung des Modells" gestrichen worden:.....
Dieses Kapitel beginnt auf der Manuskriptseite 17 und geht bis Seite 21, wo sich das nächste Kapitel über "Das Verhältnis des Modells..." anschließt. Aber diesen gestrichenen Absatz konnte ich nirgends entdecken, möglicherweise weil der Text erst später vom Archivar eingefügt wurde. Das Ganze war nämlich zum Teil ne ziemlich wirre Loseblattsammlung, insofern ist mir die Stelle wohl entgangen. Jedenfalls danke für die Info! :-)
Genau die richtige Größe, wie mir scheint. Ich kann´s ja kaum erwarten, daß dein Modell nach Berlin kommt! :-))
Übrigens, wer Interesse an einer Kopie des Winter-Manuskripts hat, bitte melden. Manche Textstellen sind mit aufklappbaren Korrekturen überklebt, die werde ich zum selbst Zusammenbasteln mit beifügen. Allerdings ergibt sich wenig Neues, wobei es aber doch interessant ist, was dem Autor so alles durch den Kopf ging, als er sich an die Veröffentlichung seiner Bestandsaufnahme des HZM machte...
Vielleicht kannst Du einfach einen eigenen Thread machen mit den Kopien der Seiten oder Seitenabschnitte der Kapitel, wo vielleicht wirklich Neues steht, dass es nicht ins Buch geschafft hat. Ich glaube, es herrscht sicher bei vielen Interesse. Danke.
es wäre schon interessant, einem H. Winter direkt über die Schulter schauen zu können. Wie würdest du vorgehen wollen? Möchtest du die Seiten per Post oder Mail schicken? Mir wäre beides recht. Sage schon mal danke für deien Mühe.
Sieht gut aus. Sind alle Rundkopfnagel im Original gleich gross?
Jan
So weit ich es beurteilen kann, mehr oder weniger ja. Jetzt ärgere ich mich aber RICHTIG, dass ich nicht schon zur Präsentation in Berlin die ersten Rundkopfnägel am Rumpf reingehämmert hatte!