Als ich mir vor geraumer Zeit Gedanken über den nächsten Arbeitsschritt machte, fiel mir ein, dass ich ja die Trafalgar-Version der VICTORY baue. Das bedeutet, die Arbeiten im Bereich des Poopdecks sind noch nicht abgeschlossen. Mal abgesehen von den Finknetzen auf der Bordwand… k-PooDe_150.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
fehlen auch noch die beiden zusätzlichen Schanzkleider / Barrikaden… k-PooDe_153.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Laut Manual wurden diese Barrikaden "…1780 an der Victory befestigt, als sie mit 6 18-Pfünder-Carronaden auf dem Poopdeck bestückt war…" Diese Schanzkleider dienten dem Schutz des Finknetzes gegen den Flammenrückschlag der Carronaden. "Obwohl die Carronaden zur Zeit der Trafalgarschlacht vom Poopdeck (1803 im Laufe einer Neuausstattung) entfernt wurden, verblieb die Barrikade. Ebenso verblieben die sechs Stückpforten (drei pro Seite) …"
Wie auf der Zeichnung unschwer zu erkennen ist, müssen dafür zwei Aussparungen (Back- und Steuerbord) für die Stückpforten ausgeschnitten werden… k-PooDe_162.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Für die Schanzkleider selbst habe ich nicht – wie im Manual beschrieben – einfach einige 0,5 x 5 mm Nussbaumleisten zusammengeklebt, sondern selbige auf einem Streifen 0,3 mm starken Ummantelungsfolie*) fixiert… k-PooDe_163.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Das gibt der Geschichte etwas mehr Stabilität.
Fertig verleimt, ausgeschnitten und gebeizt sehen die Außen- (oben) und Innenseiten (unten) dann so aus… k-PooDe_164.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) (Die Innenseiten [= Ummantelungsfolie] wurden vor dem Beizen mit Zaponlack behandelt, um das hygroskopische Eindringen von Beizflüssigkeit zu verhindern)
Und provisorisch am Modell… k-PooDe_165.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
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So weit, so gut. Aber es fehlen ja noch die Finknetzkräne um daran die Barrikaden zu befestigen. Und auf jeden Fall wäre es sinnvoll, vorher die Netze und Hängematten zu platzieren. Dazu wiederum braucht es geeignetes Material, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorab gefärbt werden muss. Und wenn ich schon mal dabei bin, könnte ich schnell noch die Eimer unterhalb der Poopdeck-Barrikade anbringen, bevor…
Stopp! Besser nochmal zurück auf Anfang.
Schritt 1: Anfertigen und Einpassen der Schanzkleider auf dem Poopdeck – erledigt, siehe oben Schritt 2: Eimer zur Montage vorbereiten und an der Barrikade befestigen
Man nehme die vorgefertigten 21 Messingeimer und schwarzes Nähgarn anstelle des im Manual vorgeschlagenen Takelgarns… k-PooDe_200b.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) (Das Nähgarn lässt sich leichter durch die noch zu bohrenden Mini-Löcher für den Henkel fädeln.)
Den Eimerrohling auf ein passend geschliffenes Rundholz gespießt… k-PooDe_203.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
lässt er sich gut auf einer L-förmigen Unterkonstruktion fixieren und mit einem 0,5 mm Bohrer durchbohren… k-PooDe_206.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Anschließend den Faden durch eines der Bohrlöcher führen und auf der Eimerinnenseite einen dreifachen Überhandknoten als Durchrutschsicherung anbringen… k-PooDe_209.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Den Knoten festzurren und das überschüssige Ende möglichst kurz hinter dem Knoten abschneiden, … k-PooDe_210.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
mit einem Tropfen Sekundenkleber versehen und dann mit leichtem Zug am anderen Fadenende im Eimer verkleben… k-PooDe_212c.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ob man den Faden von innen oder von außen einfädelt, ist Geschmacksache; ich habe die von-Innen-nach-Außen-Methode bevorzug. Wen diese Fummelei bereits an den Rand der Verzweiflung bringt, sollte den folgenden Part vielleicht besser an jemanden delegieren, dem eine s.g. Engelsgeduld als herausragende Charaktereigenschaft nachgesagt wird.
Denn nun gilt es, den Faden von außen durch das zweite Bohrloch zu fädeln... k-PooDe_214b.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
und mittels geeigneter Hilfsmittel – Nadel, Pinzette o.ä. – aus dem Eimer heraus ans Tageslicht zu befördern… k-PooDe_215.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ist das geschafft, wartet schon die nächste Herausforderung: Die Henkel sollen möglichst alle gleich lang sein. Ein weiterer Knoten auf der Innenseite? Wie soll das gehen? Wenn überhaupt, dann höchstens mit einem zweiten Faden, der um den "Henkelfaden" geknotet wird. Viel zu kompliziert!
Ich habe es mir einfacher gemacht und ein 1,5 mm starkes Stückchen Messingdraht auf einem Holzbrettchen in Stellung gebracht; den (noch losen) "Henkelfaden" darum geschlungen und mit Sekundenkleber im Eimer fixiert… k-PooDe_216.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Den überschüssigen Faden danach möglichst kurz hinter der Klebestelle gekappt, den Eimer auf einen Zahnstocher gespießt und samt Henkel (zwecks dessen Stabilisierung) mattschwarz lackiert… k-PooDe_218.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
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Jetzt warten nur noch 20 weitere Kollegen dieses Prototypen darauf, dass sie der gleichen Prozedur unterzogen werden. Hier die magere Tagesausbeute… k-PooDe_235.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Im Laufe der folgenden Arbeiten entschwanden nach und nach 4 Eimerrohlinge unbemerkt ins Nirwana. Ärgerlich. Da blieb als Problemlösung nur die Eigenfertigung. Aus einem 4 mm Nussbaum-Rundstab die Deserteure nachgedrechselt – 3,8 mm oben, 2,5 mm unten… k-PooDe_250.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
und dann die Eimeröffnung mit einem 2 mm Bohrer so tief angedeutet, dass noch die Löcher für den Henkel gebohrt und der Henkel selbst platziert werden konnte (über die Menge produzierter Ausschussteile möchte ich keine Angaben machen). Die selbst gefertigten Eimer wurden ebenfalls schwarz lackiert.
Um letztlich die Eimer an ihrem vorbestimmten Platz zu montieren, bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten. a) Zunächst die Haken an der Balustrade befestigen und später dann die Eimer an den Haken b) Die Eimer mit Sekundenkleber an die Haken und das Duo zusammen an die Balustrade kleben
Ich habe beides versucht und fand Variante b) praktischer. Trotz aller Vorsicht sind dabei allerdings einige Haken aus dem Ruder gelaufen… k-PooDe_240.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das ist ziemlich ärgerlich, aber zum Glück kein Weltuntergang. Wenn die Finknetze montiert und mit Hängematten bestückt sind, sieht man von dem Dilemma nichts mehr… k-PooDe_242.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
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Und natürlich gibt es noch einen Sarkophag, der später auch den Handlauf der Poopdeck-Leitern vor versehentlichem Abriss bewahren soll. Längst nicht so imposant wie der in Tschernobyl, aber zweckentsprechend… k-PooDe_290.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Kunststofffolie ist übrigens nicht der Neugier schaulustiger Zeitgenossen geschuldet, sie erleichtert vielmehr die zerstörungsfreie Positionierung der Schutzhaube.
So, als Nächstes sind die Finknetze im Heckbereich an der Reihe. Heute jedoch nicht mehr.
Einziger Hinweis von mir: Bei Trafalgar waren zwar die Finknetzhalter auf dem Hüttendeck außen mit Holz verkleidet, die Pforten waren aber schon länger davor geschlossen worden, spätestens beim Umbau 1803, evtl. sogar schon früher.
Quellen Logbücher über die Erneuerung der Hölzer und Zeichnungen von Turner.
Zusatz: Auch die Ausschnitte wären anders platziert gewesen, siehe dein Problem mit der ansteigenden Kurve der Rumpfoberkante und wahrscheinlich auch mit den Wanten. Hier geben einige zeitgenössische Pläne Auskunft wie sie denn zu setzen wäeren, jedenfalls fast nie nach Raster.
Lieber Gruß, DAniel
PS Auch der Sarkophag ist geil, werde ich bei meiner nächsten Transportbox berücksichtigen. Der Blindflug beim Haube aufsetzen und abziehen ist immer nervenaufreibend.
Zitat von dafi im Beitrag #198die Finknetzhalter auf dem Hüttendeck außen mit Holz verkleidet, die Pforten waren aber schon länger davor geschlossen worden
Dafi, Dafi, dein durchaus berechtigter Hinweis bereitet mir Kummer.😢 Neue Holzverkleidungen ohne Stückpforten herzustellen ist kein Problem. Die beiden Aussparungen in der Bordwand zu korrigieren schon eher. Hast du eine Idee? Außer die Holzverkleidung an dieser Stelle entsprechend anzupassen, fällt mir im Moment nichts ein.