Boh, ich bin ja bei der Erstellung dieses Threads echt erstaunt gewesen, dass hier noch niemand einen Baubericht zu diesem berühmten Segelschiff des Age of Sail gestartet hat, welches sich, auch wenn aus einer anderen Epoche stammt, keinesfalls vor der Victory verstecken muss. Nun denn, dann mache ich mal den Vorreiter.
An dieser Stelle habe ich ja den Bausatz bereits vorgestellt, weshalb ich mir das hier spare.
Mit ganz viel Lust auf dieses Modell habe ich vorhin also einfach mal losgelegt. Da mir neben dem Bausatz auch alle verfügbaren Zurüstmodule geschenkt wurden, konnte ich mit dem LC-Spantensatz relativ entspannt beginnen. Schon da muss ich sagen, dass die Qualität exzellent ist. Menschen, die das Modell bisher gebaut haben bzw. noch im Bau sind, sind gleichermaßen von der hohen Passgenauigkeit begeistert. Und was unübersehbar ist: Das wird ein gewaltiger Eimer! Und der Maßstab ist 1:100, also noch ein Kicken kleiner als die Pinta mit ihren 1:96 - aber schon bei der "Kielplatte" sieht man den wahnsinnigen Größenunterschied. Ich habe das Spantenmodell vorhin mal an die Vitrine meiner Mercury (1.72) gehalten - alter Falter, da ist von der Rumpflänge her kein großer Unterschied! Klar doch, wir reden hier von einem Linienschiff im Vergleich zu einer 6-Rate, da machen auch die reichlich hundert Jahre Abstand keinen großen Unterschied. ZP019.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ahoi allerseits, ich möchte mal im Zeitraffer zusammenfassen, was sich seit dem Baubeginn vor einem Monat getan hat. An sich eine ganze Menge. Nach Fertigstellung des Spantengerüstes wurde dieses in den Bereichen, wo später von außen (wenn auch nur minimale) Einblicke möglich sind, mit schwarzem Grundierspray gepönt. Dann ging es an die "nullte" Beplankung - senkrechte Streifen zwischen den Spanten. Auf die Kanten der Spanten habe ich vorher schmale Papierstreifen geklebt, das hat das Arbeiten enorm erleichtert. Lafettendummies kamen dann auf das unterste Geschützdeck. Der untere Block für das Großfall muss an dieser Stelle bereits eingebaut werden, ehe dann die erste Deckplatte drauf kommt. Auch das Heck ist als solches bereits zu erkennen. ZP024.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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Dann folgte die erste Beplankung. Die kam aus dem Lasercut-Satz, allerdings mussten die Öffnungen für die Stückpforten von Hand ausgeschnitten werden. Am Ende sah man deutlich Bedarf, hier das Schleifpapier anzusetzen, bevor die nächste Plankenschicht drauf kommt.
Bin jetzt fertig mit der zweiten Beplankungsschicht - und von der ja regelrecht begeistert! Diese Lasercutteile (bei denen man die Stückpforten wieder händisch ausschneiden darf) sind aus einer Art Finnpappe. Kartonstärke 1 mm, sehr weich. Ich habe vorher mit einer feinen Feile an der ersten Beplankung herumgeschrubbt, aber nur an den wenigen markanten Stellen am Bug und ein wenig im Heckbereich, wo es diese hässlichen Beulen gab. Und das hat völlig gereicht. Die zweite Beplankung schmiegt sich regelrecht an den Rumpf, gleicht kleinere Unebenheiten aus, so dass sie nicht mehr sichtbar sind, und lässt sich eben nicht nur in Längsrichtung, sondern auch senkrecht formen, wenn der Leim noch nicht trocken ist. Ich nehme auch hier UHU-Bastelkleber, ein Weißleim auf Wasserbasis, und davon reichlich viel auf jeden Streifen. Das weicht den Karton etwas auf und macht ihn so herrlich formbar. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Da gibt es nur noch ganz geringen Bedarf, etwas wegzuschleifen. Ich werde später den Rumpf streichen, um eine schöne glatte Oberfläche zu bekommen - das hat schon bei der Mercury gut geklappt. Die finale Beplankung sind dann händisch auszuschneidende bedruckte Planken; die kommen aber erst später dran. Jetzt geht es nach oben - ich baue einen Dreidecker, nur noch mal zur Erinnerung... ZP044.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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Ich habe allerdings ein großes Problem: Neulich habe ich Besuch auf der Werft bekommen - und ich befürchte, den werde ich auch nicht wieder los. Meint, er sei derjenige, für den ich dieses Schiff baue, und ich solle mich etwas sputen und so. Jetzt quakt der hier andauernd dazwischen. Ich hatte ja bisher noch keinen Abriss - vielleicht nehme ich die erste Decksplatte nochmal ab und schaue, ob da Platz für diesen nervigen Holländer ist... ZP043.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Ente wird hier im Forum Artgenossen finden. Da bin ich mir sehr, sehr sicher
Einen tollen Rumpf hast Du gebaut. Ich bewundere nicht nur Deinen sauberen Modellbau, sondern auch die präzise Arbeit des Bogenkonstrukteurs. Aber: Warum wird das ein Dreidecker? Den Hinweis habe ich nicht kapiert...
Hallo! Also eine dreilagige Beplankung. Aber die Außenbeplankung sieht mir etwas grobfaserig aus, wie weiche Pappe. Wie bekommst du sie glatt? Porenfüller? Ich warte einfach mal. Siegfried
Hier mal wieder ein kleines Update und im Anschluss eine Frage. Oder auch zwei. Die Außenbeplankung ist nun - bis auf die bedruckten Teile - fertig. Ich habe eine wichtige Entscheidung getroffen: Ich werde das Schiff auf großer Fahrt zeigen, also nix mit Gefecht in Aussicht und so. Also bleiben die Stückpforten zu und die Geschütze werden entsprechend festgemacht. Dazu jetzt die Frage 1: Gehe ich recht in der Annahme, dass die Art und Weise des Sicherns der Kanonen auch im 17. Jahrhundert schon so stattfand wie dann ein Jahrhundert später und wie z.B. Mondfeld das zeigt? Zweite Frage: Ich habe für einen 18Pfünder der damaligen Zeit eine Rohrlänge von ca. 7,5 Fuß ermittelt, so z.B. in Hoeckels "Modellbau von Schiffen des 17. und 18. Jahrhunderts". In Blakes/Laverys "Nelsons Navy" stehen 8 Fuß zur Debatte. Warum ich frage: Die Rohre in dem Bausatz sind 32 mm lang (Maßstab 1:100), m.E. also zu lang, und wenn ich das Geschütz mal probehalber so stelle, wie es dann stehen soll, stehen die hinteren Räder auf der Kante der Gräting - das kann doch nicht richtig sein, oder? [[File:ZP064.jpg|none|fullsize]]
Ich bin im SOS-Forum mit dem Konstrukteur in Kontakt. Er hat mir jetzt geschrieben, dass er die Rohrlänge von O. Blom (11 Amsterdamer Fuß) hat; außerdem hat er mir einen Auszug aus einem Buch von Mondfeld gezeigt, in dem die Länge der 18Pfünder auch mit 3,11 m angegeben ist. Zusätzlich meinte er, ich müsse meine Hinterachse etwas versetzen, die habe ich wohl zu weit hinten angebracht, dann würden die Hinterräder maximal auf der Umrandung der Gräting stehen. Ok, dann soll es so sein. Ich muss da mal noch ein wenig dran rumdenken.
zeig' doch mal bitte ein Bild der Situation. So wie es aussieht – oder nicht aussieht – ist in #9 das Bild nicht mitgekommen.
Was macht Dich denn so stutzig? Dass das Geschütz beim Rückstoß an die Gräting rollt? Oder das zum Wischen und Laden aussenbords gearbeitet werden muss? Letzteres war nicht ungewöhnlich.
Es befinden sich in Lelystad einige Originalrohre (Bronze) von verschiedenen Schiffen des 17. Jahrhunderts. Habe sie alle vor langer Zeit vermessen.
Der 6-Pfünder: Länge 1977 mm; Gewicht 0,932 t.
Der 12 Pfünder: Länge 2330 mm; Gewicht 0,935 t.
Der 18-Pfünder: Länge 2885 mm; Gewicht 1,832 t.
Der 24-Pfünder: Länge 3245 mm; Gewicht 2,369 t.
Der 36-Pfünder: Länge 3425 mm; Gewicht 2,925 t.
Zum 36-Pfünder muss gesagt werden, dass das gefundene Rohr schon in den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts gegossen wurde. Nebenbei handelt es sich hier um ein sogenanntes Drakstück, also ein eingeschränktes Geschütz mit glokkenförmiger Pulverkammer.
Zitat von Werner im Beitrag #14Der 18-Pfünder: Länge 2885 mm; Gewicht 1,832 t.
Danke, @Werner das ist sehr interessant, und wenn ich jetzt hier (erst einmal nur gedanklich) das Rohr um 3 mm kürze und die Achse etwas weiter nach vorn setze, ergibt das ein viel besseres Bild. Damit kann ich, glaube ich, gut leben.