Apropos Acrylfarben und Spritzpistole: wenn man nicht ständig mit größeren Mengen an Farben hantieren möchte, ist das Anmischen und Verdünnen sehr lästig und unsicher. Einen Kubikzentimeter Farbe ausreichend und wiederholbar zu homogenisieren ist nicht so einfach, wenn man nicht über einen Laborhomogenisator verfügt.
Daher bin ich schon vor über 40 Jahren auf vorverdünnte Farben umgestiegen, zuerst Schminke AeroColor und in den letzen 20 Jahren überwiegend Vallejo ModelAir. Auch nach 40 Jahren im Schrank lassen sich diese Farben gut spritzen und ich habe eine Graphikerspritzpistole mit sehr feiner Düse. Gut aufschütteln muß man natürlich immer. Inzwischen ist das Farbsortiment bei Vallejo so groß, daß man als Schiffsmodellbauer eigentlich auch nicht mischen muß - wir wissen in den meisten Fällen ja eh nicht wie genau ein Farbton aussah und nach ein paar Wochen auf See sieht das dann sowieso wieder ganz anders aus.
Ich benütze Pinsel schon seit Jahren eigentlich nur noch zum Lasieren und für Details.
Apropos farbige Linien: bei selbstklebenden Bändern hätte ich immer Bedenken, daß sich mit der Zeit das Lösungsmittel verflüchtigt und diese dann abfallen. Ich würde mir wahrscheinlich farbige Streifen aus unbedrucktem Schiebebildmaterial machen. Die Streifen mit einem scharfen Skalpell oder einer Rasierklinge zuschneiden, auf einen Karton straff aufspannen, der mit Frischhaltefolie überzogen wurde, und dann in der gewünschten Farbe spritzen; von der Folie abheben, so lange die Farbe noch etwas feucht ist, damit die Räber scharf bleiben und dann gut durchtrocknen lassen. Je nach Länge, ist es vielleicht besser, die Streifen stückweise aufbringen.
Eine weitere Option für Linien sind sogenannte Trichterfedern, die Urform des 'Rapidographen'. Sie sind heute nur nicht so leicht zu bekommen, vorallem in geringeren Durchmessern. Die Porzellanmaler verwenden sie allerding noch für Golddekor und im entsprechenden Hobbyhandel sollte man sie bekommen.
Eberhard, du hast natürlich Recht. Ich habe die Klebestreifen zusätzlich rechts und links mit Sekundenkleber fixiert. Aber ewig halten wird das nicht. Ich hoffe, es hält wenigstens so lange, wie ich noch lebe.
Galeere Nummer 2: die Arbeiten am Achterkastell sind so gut wie abgeschlossen. Es fehlt nur noch hier und da ein wenig Schatten durch ein Washing mit Ölfarbe. Und wenn ich mein durchsichtiges Resin wiederfinde, gibt es auch eine gläserne Lampe. Das Heck ähnelt jetzt etwas mehr dem zeitgenössischer Schiffe, die keine Galeeren sind.
Eine Frage hätte ich zur Funktion des Ruders. Auf der oberen Abbildung kann man deutlich erkennen, daß die Drehachsen der beiden Ruder-Aufhängungen nicht fluchten. Damit wäre eine exakte Drehbewegung eigentlich nicht möglich. Diese Art der Aufhängung wurde allerdings an anderer Stelle auch schon so gezeigt. Ist etwas bekannt, wie das Ruder in der Praxis funktionierte?
Zum Thema Ruder: das ist mir auch schon aufgefallen, und ich frage mich dasselbe. Am besten schaut man bei dem französischen Modellbauer Gerard Delacroix nach, der ist DER Kenner der Materie. https://www.youtube.com/watch?v=YYxrbtuyNG0
Zum Modell: Meine dritte Galeere soll wieder blau/rot werden wie die erste, die ich 2011/12 gebaut und dann später zur Partyzone umgebaut habe. Natürlich wollte ich etwas verändern. Also habe ich das große seitliche Ornament am Heck zuerst einmal nicht komplett in Gold ausgemalt, sondern versucht, nur die Figuren hervorzuheben. Das ist mir nicht gelungen! Das Relief ist zu flach und außerdem in zu vielen Ebenen angelegt, als dass man entscheiden könnte, was man anmalen soll und was nicht.
Hier wieder die übliche Behandlung mit einem Ölwashing (Schmincke Vandyckbraun, stark verdünnt mit Rapid Medium, einem Trocknungsbeschleuniger). Rechte Hälfte behandelt, linke Hälfte noch nicht.
Nun soll man ja in fortgeschrittenem Alter fleißig Sudokus machen, damit der Kopf wenigstens von innen beweglich bleibt. Sudokus liegen mir aber nicht, also habe ich mich versuchsweise im Internet und anderswo schlau gemacht und (für mich) neue Washings ausprobiert. Verlockend ist es natürlich, eines auf Wasserbasis zu nehmen, weil das die darunterliegenden Farben auf Lösemittelbasis nicht angreifen kann. Auf dem Foto unten habe ich beiden rechten Kassetten mit dem Washing Schwarz von Vallejo behandelt, die beiden linken mit meinem oben genannten Ölwashing aus Schmicke Komponenten. Mir gefällt die Ölvariante besser. Ich habe den Eindruck, dass das Washing sich besser verteilt und die Konturen der Ornamente besser hervorgehoben hat, während das wasserbasierende Washing einen dunklen Schleier über alles gelegt hat.
- Mit welchen Farben hast Du gearbeitet, bevor die Lasuren aufgebracht wurden? Wässrige Lasuren auf Emailfarben könnte weniger gut funktionieren, als auf Acrylfarben.
- Wenn man Acryllasuren hoch verdünnt und in mehreren Arbeitsgängen aufbringt, sollten sich ähnliche Effekte, wie mit Öllasuren erzielen lassen; man muß ggfs. Wasser mit einem reinen Pinsel auf die hohen Stellen bringen, damit die Pigmentpartikel in die tieferen Stellen gewaschen werden.
Die Grundfarben sind Emails. Ich teile deine Ansicht. Was mir aber an den Öl-Washings auch besser gefällt ist, wie sie die Goldfarbe verändern und ihr einen "glaubwürdigeren" und "edleren" Ton geben. Außerdem sind sie nach meiner Erfahrung länger modulierbar. Schmidt
Richtig, mit Acryllasuren muß man sehr schnell arbeiten. Vielleicht hängt das Aussehen von Gold auch davon ab, welche Farbe man als Lasur verwendet. Ein Braun mit mehr Gelbanteil könnte hilfreich sein. Ich verwemde Gebranntes Umbra für allgemeine Alterungen.
Ich habe in den letzten Jahren nicht mehr mit Ölfarben gearbeitet, habe sie aber auch z.B. für Lasuren an Gesichtern oder auf Leder bevorzugt, da man eben länger damit herummodellieren kann.
Zuerst etwas Positives. Der Heckaufbau von Galeere Nummer 2 ist beinahe fertig. Die fliegenden Göttinnen haben jetzt Standarten in der Hand. Die Lampe ist ein Abguss des Bausatzteiles in durchsichtigem Resin. Ich bezweifle die Vorbildtreue. So große und noch dazu gebogene Glasflächen dürfte man damals kaum hergestellt haben. Aber ein durchsichtiges Element ist an Modellen immer ein Hingucker.
Und dann so etwas eher weniger Erfreulichen. Galeere Nummer 1 hatte ich abweichend von den Bausatzhinweisen und von vielen gebauten Modellen im Netz in einem helleren Blau gestrichen, das anschließend ein Öl Washing mit Lasurrotbraun bekommen hatte. Hier, weil gerade bei der Hand, ein Foto des Modells während der Abtrennung des Unterwasserrumpfes. Die Farbkombi erschien mir immer als gelungen.
Nun wollte ich natürlich bei Galeere Nummer 3 etwas anderes machen, was darauf hinauslief, dass ich es einmal genauso gemacht habe wie die allermeisten Erbauer dieses Modells. Doch das kräftige Blau, das ich gewählt habe, gefiel mir von Tag zu Tag weniger. Es ist wohl ein Ultramarinblau, dessen Pigmente, nebenbei gesagt, so dick sein müssen wie Tennisbälle, weil es den Luftpinsel sofort verstopfte. Die Farbe ist vermutlich authentisch, immerhin sieht das Modell in Paris auch so super blau aus. Aber mir wollte es nun einmal nicht mehr gefallen, zumal bei den Ornamentflächen das Blau auch nach dem Überzug mit Ölfarbe etwas (für mich zumindest) Spielzeughaftes behielt. Also habe ich die gute Fee gerufen, und sie kam in Gestalt von Dowanol.
Zu dem Prozess des Ablackierens des schon vollständig bemalten Rumpfes zeige ich kein Bild. Man muss schon ganz schön kenntnisreich und erfahren sein, um ihn angehen zu können. Pardon, ich habe mich verschrieben. Es muss heißen: Man muss schon ganz schön einen an der Klatsche haben. Im Moment trocknet der Rumpf nach einem gründlichen Abspülen von Chemikalie und Farbresten. Bevor ich die Kollateralschäden überprüfe, mache ich erst mal ein bisschen Hausarbeit, um runterzukommen.
Es mag so aussehen, als hätte sich hier längere Zeit nichts getan. Dem ist nicht so. Aber das Ablackieren des Rumpfes von Galeere Nummer 3 hat doch so viele Kollateralschäden zur Folge gehabt, dass es auf einen kompletten Neuanstrich hinausgelaufen ist. Und der ist leider noch nicht abgeschlossen. Als Pausenfüller zeige ich ein Foto der Galeere Nummer 2 vor dem Hintergrund der Hafenzeile. Ungefähr hier soll sie einmal zu stehen kommen.
Ich nutze den Umstand, dass hier häufiger Leute vorbeikommen, um eine Materialentdeckung weiterzugeben, die vielleicht von Interesse ist. Ich habe schon mehrere Male Versuche mit glasklarem Resin unternommen, natürlich bei der Herstellung von Fensterfronten und Lampen. Die Ergebnisse sind nie zu meiner Zufriedenheit ausgefallen. Das Harz war zu dickflüssig für die filigranen Formen, oder es härtete nicht vollständig aus, es blieb eine klebrige Oberfläche, mit der man nicht arbeiten konnte. Jetzt habe ich einem Tutorial auf YouTube die folgende Produktempfehlung entnommen, und da das Material nun wirklich nicht teuer ist, wollte ich noch einmal einen Versuch unternehmen.
Und der hat sich gelohnt. Trotz des leicht albernen Produktnamens kommt das Produkt aus Neuss, und es gibt eine ausführliche, sehr sinnvolle Gebrauchsanleitung. Man sollte sehr lange rühren und ebenfalls lange warten, bis man das Harz in die Form gießt, aber dann verflüchtigen sich tatsächlich die vielen kleinen Bläschen, und ich hatte schon beim ersten Mal ein ausgesprochen befriedigendes Ergebnis.
Ob es im 17. Jahrhundert Lampen mit dermaßen abenteuerlich gebogenen Glasscheiben gegeben hat, wage ich zu bezweifeln, aber das Material kann ich uneingeschränkt empfehlen. Schmidt