Glücklicherweise sind lt. Plan für die Grätings in der Galion nur Längsleisten vorgesehen.
Die Galionsspanten sind mit verzierten Abdeckungen versehen, an denen ich mal versucht habe. Dabei kommt mir dann sogar der 0,5mm Kugelfräser viel zu dick vor.
Der Plan zeigt diese Elemente nicht, im Begleitbuch sind aber die Entwurfszeichnungen für die l'Anémone enthalten.
Ich war unzufrieden mit den Abdeckungen, genauer gesagt mit der Blumendekoration des Kapitels. Diese hatte ich nach einigen gescheiterten Versuchen dargestellt, indem ich mit dem 0,5er Kugelfräser eine Mulde ins Kapitel fräste und diese mit weiteren Mulden umringte, um den Anschein einer Blüte zu erwecken. Sah aber eher aus, wie der Abdruck einer Katzenpfote...
Einer Eingebung folgend habe ich dann ein Buchsbaumstäbchen zu einem Rundholz mit 2,5mm Durchmesser gearbeitet und in das Hirnholz mit einem kantigen Fräser ein Kreuz eingefräst.
Die catheads, die Kranbalken wurden gebaut und mit ein wenig Zierkram versehen.
Gérard Delacroix hatte a.a.O. bereits darauf hingewiesen, dass das Übereinkommen des künstlerischen Entwurfs und der tatsächliche Bau nicht immer zu 100 Prozent möglich ist. Der Entwurf von Caffiery für die Anémone bildet da keine Ausnahme.
Die Zierstütze des Kranbalkens sollte eigentlich mit ihrem unteren Ende am Rumpf fixiert werden, um wenigstens den Anschein zu erwecken, dass sie etwas stützt, stattdessen schwebt sie frei in der Luft; Anspruch und Wirklichkeit.
Heute ging es um die hinteren Verzierungen der Galionsregel. Caffiery hat sie sich so vorgestellt: IMG_20240615_142735_7~2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das ganze soll wohl ein von Akantusranken umgebenes Füllhorn darstellen, aus dem ein Blumenstrauß kommt.
Das Backdeck der kleinen Korvette hatte lt. Plan ein- meiner Ansicht nach- durchaus eigenwilliges Beplankungsschema. Die Idee, es einerseits zu zeigen, andererseits aber das Gebälk darunter nicht komplett zu verstecken, war der Grund, die Back zur Hälfte zu beplanken. Hinzu kamen die Fockmastbeting und der Schandeckel der Back. Letzterer ist noch grob angelegt, der Feinschliff erfolgt, nachdem er komplettiert wurde.
Eigentlich sollte der Schandeckel Löcher enthalten, durch die die im Spantwerk gegründeten Poller nach oben ragen, aber diesen Aufwand für etwas zu betreiben, was man später überhaupt nicht mehr sieht und am Modell keiner Last ausgesetzt ist, das war mir dann doch zu viel des Guten.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Es war Zeit, sich einer weiteren Merkwürdigkeit der kleinen Korvette zuzuwenden, dem Gebälk des Kanonendecks und hier insbesondere den carlings und ledges. Bei anderen Schiffen war es so, dass die in Längsrichtung verlaufenden carlings als Stütze für die quer eingebauten ledges dienten, die ihrerseits zusätzliche Stützen für die Decksplanken waren.
Hier war es etwas anders. In Nuten in den Decksbalken wurden die dünnen carlings eingelegt. In Leibholz und Schergang war ebenfalls, aber der Länge nach eine Nut, bzw. ein schräger Vorsprung eingearbeitet, in die die ledges eingefügt wurden welche ihrerseits auf den carlings zu liegen kamen. Die Enden der ledges liegen also direkt in den Nuten der Leibhölzer und Schergänge, die ja bereits Teil der Decksbeplankung sind, d.h. sie haben keine Verbindung zu einer Wegerung o.ä. Es ergibt sich eine Art selbsttragende Konstruktion. Ein Teil der Beplankung trägt einen anderen Teil eben dieser.
Klingt kompliziert, ist es auch erstmal, vielleicht wird es mit den nachfolgenden Planauszügen deutlicher.
Ich bin zwar kein Ingenieur, aber mir kommt diese Bauweise etwas abenteuerlich vor. Aber ich hatte ja bereits in #185 darauf hingewiesen, dass diese Korvette ein paar konstruktive Merkwürdigkeiten aufweist. Über die Belastbarkeit der ganzen Konstruktion kann ich nichts sagen, nur dass mir wahrscheinlich unwohl wäre, müsste ich auf einem solchen Schiff tatsächlich in See gehen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
... Ich bin zwar kein Ingenieur, aber mir kommt diese Bauweise etwas abenteuerlich vor. Aber ich hatte ja bereits in #185 darauf hingewiesen, dass diese Korvette ein paar konstruktive Merkwürdigkeiten aufweist. Über die Belastbarkeit der ganzen Konstruktion kann ich nichts sagen, nur dass mir wahrscheinlich unwohl wäre, müsste ich auf einem solchen Schiff tatsächlich in See gehen.
Hello,
Diese Bauweise ist sehr real und wurde in Frankreich zwischen 1720 und 1780 angewandt. Hier ist zum Beispiel ein Auszug aus dem Plan von L'Orox aus dem Jahr 1735. Ihr Modell ist beispielhaft. Bravo!
@GD Hallo Gérard Sehr herzlichen Dank für Ihre netten Worte und Ihr Statement. Es freut mich natürlich ganz besonders, wenn ein anerkannter Experte wie Sie Gefallen an meinem kleinen Blümchen findet.
Was die Bauweise betrifft, so hatte ich keine Zweifel an ihrer Authentizität. Hier vertraue ich auf Ihre Expertise und gehe von einer umfassenden und fundierten Recherche aus.
Meine Schlussbemerkung zielte darauf ab, dass diese Bauweise die Schiffe noch fragiler erscheinen lässt, als die mir bisher bekannten dieser Zeit. Das liegt aber wohl auch an den heute geltenden Sicherheitsstandards, die mit ihr wohl eher nicht erfüllt würden.
Bonjour Gérard, Merci beaucoup pour vos aimables paroles et votre témoignage. Je suis particulièrement heureux qu'un expert reconnu comme vous apprécie ma petite fleur.
Quant à la construction, je n'avais aucun doute sur son authenticité. Je fais confiance à votre expertise et suppose que vous avez mené des recherches approfondies et approfondies.
Ma remarque finale était que cette méthode de construction rend les navires encore plus fragiles que tous ceux de l'époque que j'ai pu observer. Cependant, cela est probablement dû aux normes de sécurité actuellement en vigueur, qui ne seraient probablement pas respectées avec cette méthode.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.