Die meisten Fragen konnte ich klären, deshalb war mal ausnahmsweise straight-forward-Basteln angesagt. Wunder gibt es halt immer wieder.
Hier der kleine Bausatz, der sich entwickelt hat.
Der Innenboden zum Schutz des Bootskörpers liegt jetzt ganz unten auf den Spanten auf. Die Füße der Ruderer haben dafür eine Stange bekommen. Anprobe ...
... und passt einigermaßen. Mit etwas gestreckteren Beinen passt das sogar ganz gut.
Also die anderen Fußstangen auch eingebaut.
Danach kamen noch die Duchten und das andere Innenleben ...
... und es sah schon ganz passabel aus.
Und wieder wurde Probegesessen ...
... sogar mehrfach.
Auch das scheint zu passen. Das Spill ist entnehmbar, dann könnten zwei Ruderer mehr rein.
Aber gleich die nächste Frage, wie war wohl die Besegelung?
Bei den Mastpositionen hätte ich auf Luggertakelung getippt, die ich in Frankreich einige Male live sehen durfte, vielleicht auch Spriettakelung, aber nachher mal schauen, was Steel dazu sagt. Vor allem fehlen ja noch die ganzen Beschläge am Rumpf, die ja normalerweise unterschlagen werden.
Lieber Dennis, hier bin ich wieder, der Kaputtmacher. ich habe deine Ausführungen zu den Beibooten geliked, denn mir gefällt deine Vorgehensweise. Du hast ein Problem erkannt -baumelnde Füße- und im Sinn der experimentellen Archäologie nach einer Lösung gesucht. Das Ergebnis - gewölbter Boden und Querstangen - gefällt mr nicht.
Ich habe nach Beispielen gesucht und bin fündig geworden: "Nassern, Tschaiken, Canonierbarquen" Kurt Schaefer, Wien/Graz, 2008 Hierbei handelt es sich nicht um Seeschiffe, sondern um Boote, die auf der Donau und Theiss eingesetzt wurden. Es waren offene Ruderboote und die Sache mit dem Schiffsboden und den Füßen ist gleich. Ich setze hier zwei Fotos ein, von einer Ganz Taschaike, die zwischen 1770 und 1839 Verwendung fand und das Rumpfstück einer Canonierbarke von 1819. Auffällig ist, dass der Schiffsboden in Höhe der Kimm liegt, also dort wo das Knie endet und die gerade Bordwand anfängt. Der Schiffsboden liegt auf Querbalken (Bodenstreubalken/Fussbodenriebben genannt) und bildet eine ebene Fläche. Diese Querbalken sind wichtig für die Queraussteifung (Spanten- Kniehölzer, Querbalken, Duchten) des Fahrzeuges. Das Foto vom Rumpfstück zeigt die Fußribben - No 16. Diese Querleisten dienen zum Gegenstemmen der Ruderer (linke Seite). Bei den Donauschiffen war der Fußboden geschlossen ausgeführt, aber in Tafeln untergliedert, die herausgenommen werden konnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Wellen überkamen, war bei diesen Flussschiffen geringer.
Zur Besegelung: Die Halb- und Ganztschaiken hatten in der Regel zwei Masten und waren ursprünglich mit Galeeren-/Dausegeln bestückt. Um 1790 setzte sich das Lugger-Segel durch und war bis zum Ende der Segelschifffahrt dort vorherrschend. Auch Sprietsegel sind gelegentlich zu sehen.
Ich denke aber die Teile sind als Referenz nicht ganz zutreffend. In #3055 habe ich ja schon einige Beispiele gezeigt. Dank deines Nachhakens habe ich nochmals weitergeschaut.
Auch in P. werden heute Boote gezeigt, die einen für die Ruderer bequemen Zwischenboden haben. V4:14.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich hab dann nochmals in meinen Rochefortbildern gestöbert - ich weiß es sind Franzosen und ein paar Jahre später - weil dort einige Beiboote bei den Bildern waren. Am Modell der Inflexible von 1826 sind nämlich einige Boote dabei, alle deutlich mit dem Innenboden an den Spanten genagelt. Hier die dicke Launch, um einiges größer als die meine, mit einem sehr flachen Boden, aber wenn man in die große Datei hineienzoomt, erkennt man die leichte Wölbung des Unterbodens. Hier fehlen aber bei allen Modellen die Fußrasten. Interessant auch das riesige Rigg. Die kleineren Boote waren Lugger, amn sieht es am Rand links.
Hier wird deutlich, warum bei diesem Bootstyp ein Zwischenboden wahrscheinlich nicht verwendet wurde: Die Schiffe wurden für schwere LAst verwendet, eine Launch eines Draideckers musste bis zu 14 gr0ße Fässer Wasser transportieren können. Hier brauchen wir sowohl Stauraum wie auch einen tiefen Schwerpunkt und außerdem müssen Spanten und Außenplanken geschützt werden. Auch andere Schwerlasten wurden hiermit ja befördert.
Zum anderen wurden diese Boote ja auch zum Anker losbrechen verwendet und um das Lichten zu erleichtern. Hier sieht man, dass hierzu alle Überflüssige entfernt werden musste.
Ein schön zu sehendes Detail, welches mir bereits an meinem Modell als fehlend auffiel, ist der Weger für die Fußstangen. Dieser ließ einen optimalen Abstand zur Ducht zu und die Stangen konnten leicht ein- und ausgehängt werden. Mit den im Moment von mir gezeigten Auflageblöcken wäre das in der Befestigung schwierig und man ist auf das Ratser der Spanten beschränkt.
Bei kleineren Booten gab es aber dann den etwas angehobenen Zwischebooten dann schon, immer dann wenn die Fußrasten nur knapp darüber liegen würden und der Bootstyp per se nicht zum Transport ausgelegt war.
Hier zeigt Bray bei einem kleinen Jolly Boat die auf den Spanten aufliegenden Innenplanken.
Ich habe ja mittlerweile den David Steel: The Art of Making Masts, Yard, Gaffs, Boom, Blocks, and Oars by David Steel, 1797, da ist nach meiner Erinnerung alles über das Rigg der Boote drinnen.
- Heul - Bloß ich finde ihn gerade nicht - doppelheul -
HAt irgendwer eine digitale Kopie oder kann mir einen Auszug daraus kopieren und per PN schciken?
Du hast mich überzeugt, lieber Dennis, mit der Darstellung, wo der verlorene Anker geborgen werden soll. Deutlich sichtbar sind zwei parallele inneren Berghölzer (Weger/ Wandläden) Das obere hat Aussparungen für die Duchten, das untere für die Fußstangen. Kann jetzt wieder ruhiger schlafen. Habe den David nicht. Aber Luggerrigg ist schon ok.
Gruß auch an Barbara Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!