Zitat von Beckmann im Beitrag #30Gibt es denn irgendwo in der Literatur noch Angaben dazu?
Die Bilder, die Du von der "Princess Royal" eingestellt hast, stammen ja aus dem Buch "Legacy of a Ship Model ", also von einem hervorragenden zeitgenössischen Modell. Ich würde sie als einen völlig ausreichenden Beleg für Deinen Plan ansehen, die Innenwände zumindest der für die Offiziere vorgesehenen Bereiche rot zu streichen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Von der Königskabine der Vasa weiß man neuerdings, dass sie mit Intarsien ausgestattet war. Eine identische Ausgestaltung findet sich heute noch in erstklassigem Erhaltungszustand in einem repräsentativem Gebäude in Schweden. Leider weiß ich momentan nicht, wo das war. Aber das heißt, daß die gleichen Künstler, die diesen Raum ausgestaltet hatten auch an der Vasa die Innenausstattung hergestellt hatten.
Ich würde mich deshalb vielleicht eher an einem erhaltenen Gebäude in Dänemark aus der Zeit orientieren als an einem englischen Schiff.
Leider habe ich dazu keine Unterlagen aber du wirst da sicher etwas finden.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Wie heute auch, variiert das ästhetische Empfinden von Land zu Land (sonst wäre die Welt ja ziemlich langweilig). Ich würde mich da von der zeitgenössischen lokalen (Innen)architektur inspirieren lassen - genau das haben die Tischler bzw. Maler der Werft und deren Auftraggeber auch gemacht.
Im Sjöhistoriska Museet in Stockholm ist die Heckkabine einer königlichen Yacht von 1790 erhalten: https://www.sjohistoriska.se/besok/utsta...a-sjohistoriska. Die Ausstattung ist sicher reicher, als die eines Linienschiffes, gibt aber eine Idee von der skandinavischen Ästhetik. Ich weiß allerdings nicht, ob die Farbgebung und Ausstattung noch die Originale ist.
Schloß Amalienborg in Kopenhagen stammt aus den 1750er Jahren, ist also zeitnah zur TRE KRONOR. Vielleicht gibt es Darstellungen der Innenausstattung aus der Zeit, die Hinweise auf den Zeitgeschmack geben können.
Wirklich prachtvoll!!! Ich war vor drei Jahren selber mal dort. Für ein Linienschiff vielleicht keine Goldfarbe, aber mal sehen, da muss ich nochmal drüber nachdenken. Danke nochmal für die Erinnerung an dieses schöne Relikt . Viele Grüße Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Zitat von dafi im Beitrag #33Bekommst du noch heraus, welche Schiffe bzw. Nation und welches Jahr das jeweils war?
Hallo Daniel, ich machs der Reihenfolge der unten eingestellten Bilder nach: alles aus der Rogers Collection Band 1 und 3 Natur belassen Bild 1: englisches 20 Kanonen Schiff (sixth rate) von 1720-30 Natur belassen Bild 2: englisches 60 Kanonen Schiff (Fouth rate) von 1730 Blaues Interieur Bild 3: englisches Linienschiff Duke von 1777, 90 Kanonen Schwarze Paneele Bild 4: englisches 20 Kanonen Schiff von 1719 Rotes Interieur Bild 5: englisches 100 Kanonen Linienschiff Royal William von 1719 Und beim blättern noch gefunden:
Rote Heckbank, weiß-schwarze Bordwand und weiße Decksbalken, Schachbrettboden. Wieder was neues... das ist ein englisches 20 Kanonenschiff von 1732.
Viele Grüße Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Damit hast du die Auswahl zwischen Natur mit Rot und Schwarz, verschiedenen Blautönen, Grautönen, Rot und man findet bestimmt auch noch was anderes ;-)
Bei der Princess und anderen Engländern sind die naturbelassenen Bordwände allerdings ohne Täfelung. Bei deiner Täfelung hätte ich stark eine Farbe vermutet.
viel ist seit meiner letzten Nachricht nicht passiert, aber ich habe mich für eine Farbe entschieden, die für die Vertäfelung der "underste Kajyt" zum Einsatz kommen soll. Siggi hatte auf MSW einen für das Rococo üblichen Türkiston angeregt. Neben allerlei anderen Vorschlägen wie grau, natur oder rot bis ich doch irgendwie dabei hängengeblieben. Nicht weil es für mein Modell historisch verbürgt wäre, aber doch, weil es mal etwas anderes ist gegenüber dem üblichen rot und weiß, und eine nordeuropäisch-skandinavisch kühle Atmosphäre verbreitet, was mir für mein Modell gefällt, es ist ja kein Engländer, da wäre rot gesetzt gewesen. Ist vielleicht noch etwas intensiv, aber ich lasse es erst einmal so:
Im dänischen Nationalarchiv hat sich unter der Archivnummer A 1175d eine Aufteilung der Heckkabinen des Orlogschiffes ELEPHANTEN (gleiche Größe, gleicher Konstrukteur und gleiches Baujahr wie die TRE KRONER) und unter der Achivnummer A 975 ein aufwändig gezeichneter Längsschnitt eines dänischen Linienschiffs erhalten, welches auch die Vertäfelungen der "underste Kajyt und der "Storre Kajyt" (Große Kajüte) darstellt. Die "Storre Kajyt" weist kanelierte Flachsäulen mit korinthischen Kapitellen auf.
An beiden Zeichnungen orientiere ich mich für mein Modell, dh. es wird keine Trennwände in den Bereichen meines Heckabschnittes geben und die Vertäfelung in der oberen Kajüte wird entsprechend aufwändiger gestaltet.
Weitere Anhaltspunkte geben ein zeitgenössisches Schnittmodell aus dem Krigsmuseet, wo sehr schön der Ruderkopfkasten, die Heckbank und eine Bücherregal dargestellt sind, und die erhaltene Ausstattung der schwedischen Königsjacht AMPHION im Sjohistoriska Museet in Stockholm. Ganz so prächtig muss es nicht sein, aber die Säulen und die Vertäfelung sind vergleichbar mit der Schnittzeichnung A 975 (sh.o.) Heir nochmal einen Dank an Eberhard für den Hinweis. Ich habe die Amphion selber besucht und photografiert, aber im Zusammenhang mit meinem Modell nicht mehr daran gedacht.
Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Hallo Allerseits, nach der Sommerpause habe auch ich mich wieder der TRE KRONER gewidmet. Das Modell entwickelt sich etagenweise von unten nach oben weiter, demzufolge ist derzeit das Interieur der "Underste Kajyt" in Arbeit, sowie die Fortsetzung des Heckspiegels von außen. Hier geht es los mit dem auskragenden Balkon, welcher aus zwei Lagen Birnbaumholz in Form geleimt und stumpf angesetzt wurde:
Die hier den Abschluß bildenden Gesimse sind wieder teilweise gebogen. Ich habe etwas herumexperimentiert und die recht steifen Buchsbaumprofilleisten (7/10 mm) im Kochtopf gedämpft und in Form gebracht. Für stetige Rundungen, aus denen die Segmente für die Seitentaschen geschnitten werden, geht das recht gut, der Versuch für das Balkongeländer ging schief, das habe ich dann verworfen und einen anderen Weg gewählt:
Dieser besteht im Prinzip darin, eine Lehre zu bauen, in der die Profilleiste fixiert und das Profil in der endgültigen Formgebung profiliert wird. Der Vorteil ist, dass keine Warmverformung und keine Gewaltanwendung, wenn es nicht ganz passt mehr nötig sind und das Profil sauber der Form folgt. Nachteilig ist natürlich, dass die geschwungenen Enden immer etwas gegen die Faser laufen und dass den Vorgang des Profilierens etwas mühsam macht.
Hier sind die ersten Gesimse am Modell montiert, die Passgenauigkeit ist ganz gut:
Schließlich habe ich noch weiter am Interieur gearbeitet. ich habe mehrere Rückmeldungen bekommen, dass meine Farbwahl nicht authentisch ist und die Farbgebung mit Sicherheit zu kräftig ist. Ich habe mich aber irgendwie in diesen Petrol-Ton verguckt und finde ihn durchaus passend. Die kräftigen Innenfarben sind auch nicht völlig untypisch für die Barockzeit, bei Wohnhäusern findet man ähnliches. Die farbliche Zurückhaltung wurde dann eigentlich erst wieder im Klassizismus mit der Imitation des Idealmaterials Marmor vorherrschend. Naja wie auch immer, ich bin bei meinem Farbton geblieben und habe Heckbank, Ruderkopfkasten und Panele so gestrichen.
Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Als würde man selbst in einer echten Kajüte stehen. Was die Farbwahl angeht, so kommt sie mir durchaus nicht fremdartig vor, sondern sehr stimmig. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich meine solche Farben auch schon in einem Haus in einem Freilichtmuseum gesehen zu haben.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Jep - so ein Grün war ja auch auf der Old Ironsides 1812 - 15 in Verwendung - das Schanzkleid innen und auch die Spardecks-Aufbauten. Cmd. Tyrone Martin spricht von Verdigris - einer auf Kupfer-Grünspan basierende Farbe.